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Beat the Prof!

Weiterführende Infos zu den Fragen aus dem "Beat the Prof"-Quiz.

Die Fragen und Antworten des Quiz sind vereinfacht und bilden nicht die Komplexität ab, die das Thema Prokrastination eigentlich erfordert. Eine Erklärung der wissenschaftlichen Hintergründe hinter den Fragen und Antworten gibt es hier.

Frage 1: Man geht davon aus, dass das Wort „Prokrastination“…

Richtige Antwort: …erst in den letzten Jahrzehnten eine negative Bedeutung bekommen hat.

Erläuterung: Der Begriff Prokrastination geht auf das lateinische „procrastinare“ zurück, welches ohne negative Bedeutung als „vertagen“ übersetzt werden kann. Das Vertagen wichtiger Aufgaben (zum Beispiel auf einen günstigeren Zeitpunkt) kann also durchaus als positives Verhalten bewertet werden. Erst in der heutigen Zeit bekam der Begriff eine negative Konnotation.

Quelle: Höcker, A., Engberding, M. & Rist, F. (2017). Prokrastination. Ein Manual zur Behandlung des pathologischen Aufschiebens (Therapeutische Praxis, Bd. 70, 2., aktualisierte und ergänzte Auflage 2017). Göttingen, Niedersachsen: Hogrefe Verlag.

Frage 2: Gemäß einer Studie der Universität Münster geben wie viel Prozent Studierenden Prokrastination in bedenklichem Ausmaß an?

Richtige Antwort: Zwischen 7-15%.

Erläuterung: Das Aufschieben von Handlungen ist in den meisten Fällen ein alltägliches Verhalten und in den wenigsten Fällen pathologisch. Dennoch gibt es eine gewisse Anzahl von Menschen, die ein sehr hohes Ausmaß berichten. Die Ergebnisse variieren je nach Messinstrument, sind also sehr mit Vorsicht zu betrachten.

Quelle: Höcker, A., Engberding, M. & Rist, F. (2017). Prokrastination. Ein Manual zur Behandlung des pathologischen Aufschiebens (Therapeutische Praxis, Bd. 70, 2., aktualisierte und ergänzte Auflage 2017). Göttingen, Niedersachsen: Hogrefe Verlag.

Frage 3: Welche Bedingungen begünstigen wahrscheinlich Prokrastination?

Richtige Antwort: Unklare, zu schwierige oder unangenehme Arbeitsaufgaben.

Erläuterung: Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Erziehung Einfluss auf das Prokrastinationsverhalten nehmen kann. Jedoch gibt es in der Forschung (noch) keine Hinweise darauf, dass Disziplinierungsmaßnahmen der Eltern einen positiven oder negativen Effekt auf das spätere Prokrastinationsverhalten haben könnten. Kooperationsanforderungen werden eher seltener im Zusammenhang mit Prokrastination untersucht. Die Befunde deuten darauf hin, dass Kooperationsanforderungen eher positive Auswirkungen haben. Unklare, zu schwierige oder unangenehme Arbeitsaufgaben stehen jedoch im Zusammenhang mit Prokrastinationsverhalten.

Quelle: Steel, P. (2007). The nature of procrastination: a meta-analytic and theoretical review of quintessential self-regulatory failure. Psychological Bulletin, 133, 65–94. https://doi.org/10.1037/0033-2909.133.1.65   

Frage 4: Was sollten Menschen tun, die in vielen Lebensbereichen und immer wieder viel prokrastinieren?

Richtige Antwort: Dann kann eine psychologische Behandlung sinnvoll sein.

Erläuterung: Einerseits ist das Aufschieben von Handlungen in den meisten Fällen ein alltägliches Verhalten und in den wenigsten Fällen pathologisch. Andererseits kann die Chronifizierung des Aufschiebeverhaltens ernsthafte Probleme mit sich bringen. Betroffene können sich professionelle Hilfe suchen.

Quelle: Höcker, A., Engberding, M. & Rist, F. (2017). Prokrastination. Ein Manual zur Behandlung des pathologischen Aufschiebens (Therapeutische Praxis, Bd. 70, 2., aktualisierte und ergänzte Auflage 2017). Göttingen, Niedersachsen: Hogrefe Verlag.

Frage 5: Der größte Zusammenhang besteht zwischen Prokrastination und der Persönlichkeitseigenschaft…

Richtige Antwort: …Gewissenhaftigkeit.

Erläuterung: Gewissenhaftigkeit beschreibt den Grad an Selbstkontrolle, Genauigkeit und Zielstrebigkeit einer Person. In der zitierten Meta-Analyse wurde ein Zusammenhang von r=-0.63 gefunden (je gewissenhafter, desto weniger Prokrastination).

Quelle: van Eerde, W. (2003). A meta-analytically derived nomological network of procrastination. Personality and Individual Differences, 35, 1401–1418. https://doi.org/10.1016/S0191-8869(02   )00358-6

Frage 6: Prokrastination wirkt sich langfristig…

Richtige Antwort: …negativ auf Leistung und Befinden aus.

Erläuterung: Obwohl die Befundlage nicht ganz eindeutig ist, zeichnet sich ab, dass Prokrastination insbesondere mit akademischer Leistung negativ zusammenhängt. Ob sich Leistung auf das Prokrastinationsverhalten oder Prokrastination auf die Leistung auswirkt (oder ob ein wechselseitiger Zusammenhang besteht) ist noch nicht geklärt.

Quelle: Kim, K. R. & Seo, E. H. (2015). The relationship between procrastination and academic performance. A   meta-analysis. Personality and Individual Differences, 82, 26–33. https://doi.org/10.1016/j.paid.2015.02.038   

Frage 7: Was hilft gegen Prokrastination?

Richtige Antwort: Das Unterteilen komplexer, schwieriger Aufgaben in realisierbare Teilzielketten.

Erläuterung: Die Reduzierung von Ablenkungen ist sicher hilfreich, aber nicht hinreichend. Perfektionsstreben steht in positivem Zusammenhang mit Prokrastination. Hingegen kann die Teilzielkettenbildung helfen.

Quellen: Sirois, F. M., Molnar, D. S. & Hirsch, J. K. (2017). A Meta-analytic and Conceptual Update on the Associations Between Procrastination and Multidimensional Perfectionism. European Journal of Personality, 31, 137–159. https://doi.org/10.1002/per.2098   

Wieber, F. & Gollwitzer, P. M. (2012). Overcoming Procrastination through Planning. In C. Andreou & M. D. White (Hrsg.), The thief of time. Philosophical essays on procrastination (S. 185–205). New York: Oxford University Press.

Frage 8: Welche dieser Fälle können als Prokrastination beschrieben werden?

Richtige Antwort: Die Steuererklärung drei Jahre vor sich herschieben.

Erläuterung: Ein strategisches Aufschieben (delay) ist nicht gleichzusetzen mit Prokrastination. Tätigkeitswechsel und das Einhalten von Pausen sind förderlich und wichtig und ebenfalls nicht mit Prokrastination zu verwechseln.

Quelle: Krause, K. & Freund, A. M. (2014). Delay or procrastination – A comparison of self-report and behavioral measures of procrastination and their impact on affective well-being. Personality and Individual Differences, 63, 75–80. https://doi.org/10.1016/j.paid.2014.01.050   

Frage 9: Was sollte man meiden, wenn man nicht prokrastinieren möchte?

Richtige Antwort: Sich unrealistisch viel vorzunehmen.

Erläuterung: Zu hohe, unrealistische Ziele können dazu führen, dass Menschen Ziele ablehnen (und die Aufgabe aufschieben).

Quelle: Erez, M. & Zidon, I. (1984). Effect of goal acceptance on the relationship of goal difficulty to performance. Journal of Applied Psychology, 69, 69–78.

Frage 10: Bei Prokrastination gilt: Aufgaben werden schneller erledigt…

Richtige Antwort: …wenn klar ist, auf welche Weise man sie lösen soll.

Erläuterung: Je größer der Druck, desto unangenehmer kann die Aufgaben bzw. größer kann die Abneigung sein, mit der Aufgabe zu beginnen. Hingegen werden Aufgaben dann eher erledigt, wenn den Handelnden klar ist, auf welche Weise sie sie bearbeiten sollen.

Quelle: Hoppe, J., Preissler, I. B. & Förster, K. (2018). A Cross–Lagged Panel Design on the Causal Relationship of Task Ambiguity and State Procrastination. A Preliminary Investigation. North American Journal of Psychology, 20, 383–396.

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