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Projekt TeLL - Implementierung Testbasierten Lehrens und Lernens in die universitäre und schulische Praxis

Projektbeschreibung

Laufzeit Mai 2018 – Mai 2020

Finanzierung: Zweit-Mittel aus HSP-Zuwendungen

Das Projekt ist angesiedelt am Institut für Psychologie, Abteilung Entwicklungspsychologie (Leitung PD Dr. Alp Aslan). Es widmet sich der Verbesserung der Lernergebnisse, indem es über Testen als Lehr- und Lernstrategie informiert und Möglichkeiten zur Anwendung aufzeigt; für Lernende (Schüler, Studenten) und Lehrende (Lehrer, Dozenten) gleichermaßen. Im Rahmen des Projekts werden auch Fragebogen-Daten zur Verbreitung und Verwendung von Lernstrategien erhoben; mit Fokus auf testbasiertes Lernen.

Was ist testbasiertes Lernen?

Test-basiertes Lernen umfasst jede Form des Low-Stakes Testens, das den aktiven Abruf zuvor enkodierter Informationen übt. Es kann daher auch als Abruf oder Erinnern üben verstanden werden. Vergleichbar mit einer echten Testsituation kann auf das Lernmaterial nicht mehr zurückgegriffen werden. Low-Stakes bedeutet, dass die erzielte Leistung nur geringe oder keine Konsequenzen hat; was den entscheidenden Unterschied zum Testen zu diagnostischen Zwecken darstellt. Der Begriff Test ist hierbei sehr weit gefasst. Es bedarf nicht notwendigerweise vorgefertigter Tests (z. B. Altklausuren) oder Übungsaufgaben. So kann z. B. ein Lerner bei der Texterschließung nach jedem Abschnitt die Instruktion an sich selbst richten: Schreibe drei zentrale Begriffe des Abschnitts auf. Dadurch überprüft („testet“) er sein Textverständnis und Erinnerungsvermögen.

Was sind die Vor- und Nachteile testbasierten Lernens?

Indem wir versuchen, Informationen zu erinnern, trainieren wir das Gedächtnis und können Lücken in unserem Wissen identifizieren. In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass testbasiertes Lernen anderen, beliebteren Lernstrategien überlegen ist. Dies gilt insbesondere für das längerfristige Behalten (ab einem Tag zwischen Lernen und Abruf). Interessanterweise gilt dies auch für den Abruf nicht getesteter Lernmaterialien und den Transfer auf neue Kontexte. Die gefundenen Effekte sind robust und generalisierbar. Es gibt also keine Einschränkungen hinsichtlich Studienfach oder Lernmaterial. Ein weiterer Vorteil liegt in der flexiblen Anwendung: Es kann fremd- (z. B. sich Abfragen lassen) oder selbstgesteuert (z. B. Karteikarten) erfolgen, schriftlich oder mündlich, allein, zu zweit oder in der Gruppe, mit oder ohne Feedback und mit oder ohne Abrufhilfe. Im Zusammenspiel mit digitalen Medien ergeben sich vielversprechende Anwendungen wie die Karteikarten-App „BrainYoo“, die bestimmte Lehrer-Funktionen automatisiert. Auch Software zum Sprachenlernen legt viel Wert auf testbasiertes Lernen. Die Aufgabenformate von Tests können sehr unterschiedlich gestaltet werden und variieren entsprechend in ihrer Schwierigkeit und der geforderten Wissensqualität (Faktenwissen, Verständnis, Anwendung…). So sind neben offenen Fragen, Multiple-Choice-Fragen auch Einsetz- und Zuordnungsaufgaben denkbar.

Die Nachteile sind überschaubar. Andere Lernstrategien, insbesondere die am meisten präferierte, das (nochmalige) Lesen des Lernstoffs, erfordern weniger geistige, kognitive Anstrengung. Die Anstrengung, Gedächtnisinhalte zu erinnern, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Lernerfolg und wird auch als wünschenswerte Schwierigkeit beim Lernen bezeichnet. Dieses Prinzip ist den Meisten aus Übungen zur körperlichen Ertüchtigung bekannt und spiegelt sich auch in dem Motto „No pain, no gain“ wider. Die Änderung der Lerngewohnheiten – das gilt für Routinen im Allgemeinen – braucht Zeit, bis die Vorgehensweise ausreichend verinnerlicht ist und Ihre Wirksamkeit voll ausschöpfen kann; Zeit, die insbesondere während der Prüfungsvorbereitung rar ist. Wurden wie bei Studierenden Lernroutinen über viele Jahre entwickelt und verinnerlicht, ist die Hemmschwelle hoch, noch Veränderungen vorzunehmen. Es kann dennoch auch in vorgerückter Ausbildungsphase sinnvoll sein, sein Lernverhalten zu reflektieren und testbasiertes Lernen in dieses zu integrieren.

Info-Veranstaltungen

Die halbstündige Veranstaltung informiert ausführlicher und zeigt Möglichkeiten auf, testbasiertes Lernen anzuwenden. Bei Interesse kann man sich im Anschluss für ein Training anmelden, das in Kleingruppen die Anwendung übt. Alle Angebote sind kostenfrei.

Termine (ca. 45 Minuten):

Mittwoch, 26.06.2019, 16 Uhr

Dienstag, 02.07.2019, 19 Uhr

Mittwoch, 03.07.2019, 18 Uhr

Veranstaltungsort:

Seminarraum 5 (Raum E.61)Emil-Abderhalden-Str. 26-2706108 Halle (Saale)

Kontakt

Dipl.-Psych. Fabian Jobst (Projektverantwortlicher)
Institut für Psychologie
Abteilung Entwicklungspsychologie
E-Mail:

Weiterführende Informationen

Webseiten

www.learningscientists.org   
Webseite, die Forschungsergebnisse zu Lernen und Gedächtnis anwendungsbezogen aufbereitet

Zusammenstellung effektiver Lernstrategien:
http://www.learningscientists.org/blog/category/For+Students   

https://www.retrievalpractice.org   
Webseite, die über Testbasiertes Lernen (engl. „retrieval practice“) informiert.

Publikationen

Eigene Publikationen

„Memory Lab“ der Washington University (Leiter Henry L. Roediger)
http://psychnet.wustl.edu/memory/publications   /    : u. a. sind dort folgende Veröffentlichungen als pdf-Dokument erhältlich:

  • Putnam, A. L., Sungkhasettee, V., & Roediger, H. L. (2016).      Optimizing learning in college: Tips from cognitive psychology.      Perspectives on Psychological Science, 11(5), 652-660.
  • Agarwal, P.K., Roediger, H.L., McDaniel, M.A., & McDermott, K.B.      (2013). How to use retrieval practice to improve learning. Washington      University in St. Louis.
  • Roediger, H. L., Putnam, A. L., & Smith, M. A. (2011). Ten      benefits of testing and their applications to educational practice. In J.      Mestre & B. Ross (Eds.), Psychology of learning and      motivation: Cognition in education (pp. 1-36). Oxford: Elsevier.


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