Forschung
Ich beschäftige mich mit Phänomenen oktav-komplexer Töne, sog. Shepardtöne. Diese Töne haben die Eigenschaft, dass ihre Tonhöhe nicht eindeutig bestimmbar ist und Tonhöhenurteile zirkulär sind. Mit anderen Worten lässt sich die Tonhöhe von Shepardtönen nicht auf einer Skala von tief nach hoch anordnen sowie das beispielsweise bei harmonisch komplexen Tönen möglich ist. Üblicherweise wird eine Kreisdarstellung für Shepardtöne verwendet, der sog. Tonklassenkreis. Die Tonhöhenurteile von Tonpaaren sind abhängig von der Distanz der Töne zueinander auf dem Tonklassenkreis. Dabei gilt, dass Tonpaare dann aufsteigend wahrgenommen werden, wenn die Distanz auf dem Tonklassenkreis im Uhrzeigersinn kürzer ist als gegen den Uhrzeigersinn, Tonpaare werden dann absteigend wahrgenommen, wenn die Distanz gegen den Uhrzeigersinn kürzer ist als im Uhrzeigersinn. Dies könnte als eine Art Gestaltprinzip der Nähe im akustischen Bereich gewertet werden (Proximitätsprinzip).

Ein weiteres interessantes Phänomen ist das Tritonusparadox. Dieses tritt auf, wenn Versuchspersonen Tonpaare gegenüber liegender Tonklassen präsentiert bekommen. In diesem Fall ist die Distanz im und gegen den Uhrzeigersinn gleich groß. Nach dem Proximitätsprinzip wäre zu erwarten, dass keine eindeutigen Tonhöhenurteile getroffen werden können. Überraschenderweise ist dies nicht Fall: Versuchspersonen können die Tonhöhe dieser Tonpaare mit großer subjektiver Sicherheit einschätzen, es zeigen sich aber sehr große individuelle Unterschiede: d.h. während eine Person ein Tonpaar als aufsteigend beurteilt, beurteilt eine andere Person dieses als absteigend.
In meiner Dissertation schlage ich ein probabilistisches Modell zur Modellierung der Shepard-Phänome vor. Dieses stellt eine Modifikation der Virtual Pitch Theorie von Ernst Terhardt dar.